Kurzsichtigkeit bei Kindern (juvenile Myopie)
Was ist Kurzsichtigkeit bei Kindern ?
Kurzsichtigkeit bei Kindern (juvenile Myopie) ist ein Abbildungsfehler des Auges, bei dem entfernte Objekte unscharf und nahe Objekte scharf gesehen werden. Das auf das Auge eintreffende Bild wird anstatt auf die Netzhaut vor die Netzhaut projiziert.
Es gibt zwei mögliche Ursachen für die fehlerhafte Abbildung des Auges:
- Achsenmyopie: der Augapfel ist zu lang (meistens bei Kindern)
- Brechungsmyopie: die Brechkraft der Augenlinse ist zu stark
Bei Kurzsichtigkeit (Myopie) wird auf kurze Distanz scharf gesehen, bei Weitsichtigkeit (Hypopie) hingegen auf weite Distanz (z.B. Altersweitsichtigkeit).
Wie häufig kommt Kurzsichtigkeit bei Kindern vor ?
Bis zum Ende der Grundschulzeit entwickeln in Deutschland etwa 15% der Kinder eine Kurzsichtigkeit, bis zum Alter von 25 Jahren steigt die Häufigkeit auf etwa 50%. Insgesamt nimmt die juvenile Myopie in den Industrieländern weltweit stark zu. Bis 2050 wird vermutlich die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein. In Asien sind bereits jetzt 80% der jüngeren Menschen kurzsichtig.
Woran erkenne ich Kurzsichtigkeit bei meinem Kind ?
- nahes Heranrücken an Objekte (z.B. Buch, Tablet, Fernseher, Spielzeug)
- angestrengte Augen, häufiges Blinzeln
- Schulprobleme, da die Tafel nicht gelesen werden kann
- Probleme einen Ball zu fangen
- Probleme Objekte in der Ferne zu erkennen (z.B. Personen, Schilder)
- Kopfschmerzen, Augenschmerzen
Ursachen für die Kurzsichtigkeit
Die Ursache für die weltweite Zunahme der Kurzsichtigkeit bei Kindern liegt vermutlich im zunehmenden "modernen" Lebensstil der Kinder.
Die zunehmende Nutzung von digitalen Medien (Handy, Tablet, Computer, Spielkonsole) führt zu einem "Training" des Auges auf Nahsehen und damit einem inadäquaten Längenwachstum des Augapfels. Kinder verbringen immer weniger Zeit im Freien, wodurch das Auge zu wenig Sonnenlicht bekommt und kaum noch in die Ferne blickt. Sonnenlicht ist ca. 100 mal intensiver als Kunstlicht und stellt einen wichtigen Reiz für eine gesunde Entwicklung des Auges dar.
Eine genetische Disposition spielt auch eine Rolle. Kurzsichtige Eltern haben auch häufiger kurzsichtige Kinder.
Folgen der Kurzsichtigkeit
Die Folgen der Myopie sind, vor allem bei ausgeprägten Verläufen von mindestens minus sechs Dioptrien, ein erhöhtes Risiko für Netzhautablösungen (Ablatio retinae), Makuladegeneration, erhöhten Augeninnendruck (Glaukom, Grüner Star) oder Trübung der Linse (Katarakt, Grauer Star).
Therapie der Kurzsichtigkeit
Optische Sehhilfen
Kurzsichtigkeit (Myopie) kann durch eine Brille oder Kontaktlinsen einfach und gut korrigiert werden. Durch multifokale Kontaktlinsen kann das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit bei Kindern ebenfalls positiv beeinflusst werden, allerdings ist die Akzeptanz von Kontaktlinsen bei Kindern eher gering.
Atropinsulfat-Augentropfen
Atropinsulfat-Augentropfen verlangsamen das Längenwachstums des Augapfels und wirken damit der Ursache der Myopie entgegen. Eine Umkehr der Kurzsichtigkeit ist nicht möglich, nur eine Reduktion der endgültigen Kurzsichtigkeit. Durch die Behandlung mit Atropinsulfat-Augentropfen kann die Zunahme der Kurzsichtigkeit um bis zu 75% reduziert werden.
Was kann ich sonst noch tun ?
Weniger drinnen und daddeln......mehr draußen und radeln !
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind die Zeit vor digitalen Medien (Handy, Tablet, Computer, Spielkonsole) reduziert und jeden Tag mindestens eine Stunde im Freien verbringt. Für ein normales Wachstum der Kinderaugen ist das regelmäßige Sehen in die Ferne ("Fernsehen" mal anders) sowie Sonneneinstrahlung enorm wichtig. Ihr Kind sollte beim Lesen einen Mindestabstand von 30 cm zum Buch einhalten.
Außer für die Augen ist dies auch für die gesunde Entwicklung von Herz, Lunge, Knochen, Motorik und Psyche essentiell.