Atropinsulfat-Augentropfen nach NRF 15.34
Was ist Atropin ?
Atropin ist ein Arzneistoff aus der Schwarzen Tollkirsche (Atropa belladonna, Nachtschattengewächs) und wurde bereits im 19. Jahrhundert entdeckt, dessen pharmazeutische Wirkung erforscht und für medizinische Zwecke genutzt.
Seit vielen Jahrzehnten ist Atropin aus der Augenheilkunde nicht wegzudenken. Es wird als Mydriatikum zur diagnostischen und therapeutischen Weitstellung der Pupille eingesetzt. Große Pupillen galten bei Frauen in der Renaissance und im Barock als Schönheitsideal, deshalb wurde für einen "feurigen Blick" ein Tollkirschen-Extrakt in die Augen geträufelt.
Atropin befindet sich auf Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Was bedeutet NRF 15.34 ?
NRF ist die Abkürzung für Neues Rezeptur-Formularium. Dies ist ein geprüfter Rezeptur-Standard für in der Apotheke hergestellte Arzneimittel, damit diese den Anforderungen an Qualität, Stabilität, Verträglichkeit und Wirksamkeit entsprechen.
15.34 ist lediglich die Verzeichnisnummer im NRF für Atropinsulfat-Augentropfen zur Therapie der Kurzsichtigkeit bei Kindern.
Welche Atropin-Konzentration wird eingesetzt ?
Die Konzentration der Atropinsulfat-Augentropfen beträgt in der Regel 0,01% (= 0,1 mg/ml) und ist mit einer 50-fachen Verdünnung im Vergleich zu sonstigen ophthalmologischen Indikationen (z.B. Pupillenerweiterung für Diagnostik) sehr niedrig.
Enthalten die Augentropfen Konservierungsmittel ?
Atropinsulfat-Augentropfen enthalten das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid, welches seit Jahrzehnten in Augentropfen eingesetzt wird.
In der Standardrezeptur NRF 15.34 wird eine Konzentration von nur 0,005% verwendet, also der Hälfte der üblicherweise eingesetzten Konzentration.
Laut NRF ist die Halbierung der üblichen Konservierungsmittelmenge in dieser speziellen Indikation möglich, da die Augentropfen am gesunden Auge und immer am selben Kind angewendet werden.
Wann dürfen die Augentropfen nicht angewendet werden ?
- bei einer Allergie auf einen der Inhaltsstoffe (siehe unten)
- bei bakteriellen, viralen oder sonstigen Infektionen des Auges
- nach einer Operation am Auge
- bei Verletzungen am Auge
- während dem Tragen von weichen Kontaktlinsen
Wie werden die Augentropfen dosiert ?
Vor dem Schlafengehen wird jeweils ein Tropfen in beide Augen eingetropft („Sandmann-Tropfen“).
Wie werden die Augentropfen angewendet ?
Wichtig! Um eine mikrobielle Verunreinigung der Augentropfen zu vermeiden, darf die Tropferspitze des Fläschchens nicht mit den Augen, Händen oder einem Gegenstand in Berührung kommen.
1. Verschlusskappe abdrehen und Fläschchen zwischen Daumen und Zeigefinger mit der Tropferspitze nach unten halten.
2. Das untere Augenlid etwas nach unten ziehen, damit sich zwischen Auge und Lid eine Tasche bildet.
3. Die Tropferspitze ca. 1-2 cm an das Auge heranführen und das Fläschchen leicht quetschen, bis ein Tropfen von der Tropferspitze ins Auge fällt.
4. Zur verbesserten Wirksamkeit durch einen längeren Verbleib der Augentropfen im Auge, kann der Tränenkanal nach dem Tropfen für 30-60 Sekunden abgedrückt werden. Dazu drückt Ihr Kind mit Daumen und Zeigefinger rechts und links auf den Nasenschaft.
Versuchen Sie Ihrem Kind möglichst frühzeitig die eigenständige Anwendung der Augentropfen beizubringen.
Wie werden die Augentropfen aufbewahrt ?
Nicht über 25°C, vor Licht geschützt und fest verschlossen.
Da es sich bei Atropinsulfat-Augentropfen nach NRF 15.34 um eine Individualrezeptur handelt, sind diese gegenüber Fertigarzneimitteln nur begrenzt haltbar.
Ungeöffnete Fläschchen werden bis zum Anbruch im Kühlschrank bei 2-8 °C gelagert.
Wie lange darf ein Fläschen Augentropfen verwendet werden ?
Ein Fläschchen Atropinsulfat-Augentropfen darf nach erstmaligem Öffnen vier Wochen verwendet werden. Danach ist der Rest zu verwerfen und ein neues Fläschchen zu öffnen.
Die Augentropfen dürfen maximal bis zum angegebenen Verfalldatum verwendet werden.
Was ist der Unterschied zwischen Quetschfläschchen und EDOs ?
Augentropfen in EDOs (Einzeldosisophtiolen) benötigen keine Konservierungsstoffe, da sie nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden. Der Nachteil ist, dass sie in der Handhabung weniger praktisch und in der Regel deutlich teurer sind sowie viel Plastikmüll verursachen.